Reisebericht Hamburg 2012

Vom 1. bis 3. September 2012

 

Hamburg

 

Ja, auch dieses Mal treffen wir uns wieder in aller Herrgottsfrüh am Airport Zürich. Gruppen-Check-In um fünf Uhr vierzig unter der Anzeigetafel. Alle sind da - vollzählig! Kollektiv einchecken und dann – endlich – der erste Kaffee des Tages. Die Geister werden wach, die Gespräche angeregter.

 

In Hamburg an der Waterkant treffen wir schon zeitig ein. „Moin Moin!“ sagt der Einheimische und dies auch noch bis spät in den Abend hinein. Wir lernen sogar noch ein paar plattdeutsche Ausdrücke, somit kann die Reise auch als Kultur- und Bildungsurlaub bezeichnet werden.

 

Während der Fahrt im deutschen Reisebus wird uns durch eine ortskundige Dame die Umgebung fortlaufend kommentiert. Schon bald sind wir über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten informiert. Hamburg ist die zweitgrösste Stadt Deutschlands, liegt an der Elbe und besitzt den grössten Seehafen des Landes. Darüber hinaus ist Hamburg die drittgrösste Musicalmetropole der Welt. Die Aufführung „König der Löwen“ kann nur mit der Elbfähre erreicht werden und die neueste Produktion „Rocky“ wird dann ab Dezember 2012 im Operettenhaus aufgeführt werden. Wer es ganz original Plattdeutsch mag, der gehe ins Ohnsorgtheater, wo früher noch Heidi Kabel ihre Stimme zum Besten gab. Die Adresse passenderweise Heidi Kabel Platz 1 beim Hauptbahnhof Nord.

 

Schon bald biegen wir von der Königstrasse in die Reeperbahn ein, weiter Richtung Hafen, Ziel „Hotel Hamburg Hafen“.
Zu seiner Entstehung noch eine kleine Randnotiz: Hotel Hamburg Hafen – ein Traum wird wahr, erworben als ehemaliges „Seemannsheim“ und umgebaut von Wilhelm „Willi“ Bartels. Im Volksmund auch „König von St. Pauli“ genannt. Einst gelernter Fleischer und später zum Hotelfachmann ausgebildet. Im Jahr 1967 sorgte Bartels für Schlagzeilen, als er an der Reeperbahn das „Eros Center“ eröffnete. Es galt lange Zeit als das „größte Freudenhaus der Welt“. Der Hamburger Senat hat die Eröffnung des „Eros Center“ sogar unterstützt, denn damit sollte eine Belästigung der Passanten durch die Prostituierten eingedämmt werden. Heute beherrscht das Hotel in majestätischer Art die Hafen-Sky-Line. Die Hotel-Bar im Tower ist regelmässig ausgebucht, so gelang es einigen von uns nur, kurz nach 18.00 Uhr, also noch zur Apérozeit, einen genussvollen Blick aus über 70 Metern Höhe über die Landungsbrücken zu erhaschen. Die grosse Welt liegt einem hier zu Füssen. Dies zu unserer Unterkunft. Das Gepäck wird nun im Hotel erstmals eingestellt, Zimmerbezug folgt später.

 

Dann der erste Drink. Gemeinsam gehen wir über eine imposante Treppe Richtung Landungsbrücken, Norderelbe. Schon bald finden wir uns auf einer schwimmenden Terrasse wieder. Auch hier: „Moin, Moin“, also willkommen liebe Touristen. Die kundigen Gäste bestellen einen „Hugo“ (dieser Cocktail wurde angeblich in Hamburg erfunden und besteht aus Holundersirup, aufgegossen mit Prosecco und etwas kohlensäurehaltigem Mineralwasser, garniert mit Limonenscheibe und frischem Minzenblatt – einfach und sehr erfrischend), die durstigen ein kühles „Alsterwasser“- Bier mit Limonade, die bescheidenen einen Thé – und der Friese ein „Jever mit Korn“ - wohl bekomms!

 

Schon für elf Uhr ist unser Mittagessen geplant, der Hunger ist allgemein vorhanden und wir freuen uns. Ein weiteres Wahrzeichen Hamburgs wartet auf uns: die „Rickmer Rickmer’s“. Rickmer Clasen Rickmers war ein deutscher Werftbesitzer. Nach seinem Enkel wurde das Segelschiff benannt – die „Rickmer Rickmer‘s“. Das Schiff liegt entlang der Landungsbrücken, beim Fiete-Schmidt-Anleger. Knapp hundert Meter lang ist der historische Weltumsegler mit seinem markant grünen Anstrich. Der Dreimaster lief im Jahre 1896 vom Stapel, brachte einst Reis und Bambus aus Hongkong nach Deutschland und bereiste zudem die USA oder den Indischen Ozean oder Fernost – ein wahrer Weltenbummler. In den Folgejahren diente der Windjammer dem Kohletransport von Wales nach Chile, wurde im Ersten Weltkrieg konfisziert und unter portugiesischer Flagge als Segelschulschiff eingesetzt. Im Jahre 1978 fand die „Rickmer Rickmer‘s“ dank des Einsatzes des Vereins "Windjammer für Hamburg" den Weg in die Hansestadt. Seit einer umfangreichen Restaurierung lässt es der Frachtsegler ruhig angehen, fungiert als Museumsschiff und macht dabei stets eine gute Figur. Die Anlegestelle verlässt das Schiff nur noch für Dock-Aufenthalte. Einst verfügte das Segelschiff über gleich drei Antriebsarten: Wind, Dampf und Diesel. Im Maschinenraum können Besucher die Dampfmaschine und der Dieselmotor noch heute begutachten. Die Segel werden nicht mehr gehisst. Bei den Reisen über die Weltmeere war stets neben der Besatzung ein stillschweigender "Passagier" immer mit an Bord: Rickmer Rickmers. Denn seine Gestalt ist als Galionsfigur bis zum heutigen Tage am Bug des Schiffes zu bestaunen.
„Auch Matrosen haben eine Heimat … sorry, ich bin ein Heimweh-Kapitän und mein Vater fuhr einst mit der „Rickmers New Orleans“ um die Welt, von Hamburg nach Hamburg.

 

Im Bordrestaurant wird gespeist und wir fühlen uns wohl, Seemann ahoi. Unser Menu ist klassisch zusammengestellt und besteht zur Vorspeise aus „Labskaus“ Für die klassische Zubereitung wird gepökeltes Rindfleisch in etwas Wasser gekocht und mit eingelegten Roten Beten, Salzgurken, Zwiebeln und Matjes durch den Fleischwolf gedreht. Zum Schluss werden gekochte und gestampfte Kartoffeln untergerührt. Serviert wird Labskaus meist garniert mit Rollmops oder Bismarckhering, Spiegelei und Gewürzgurke. Die verfeinerte Variante mit Roten Beten / in der Schweiz Randen genannt, und den weiteren Zutaten ist auf vielen Speisekarten traditionsbewusster und gutbürgerlicher Restaurants zu finden. Kulinarisch geht es weiter mit „Hamburger Pannfisch“, verschiedene Fischfilets auf Senfsauce mit Bratkartoffeln. Dessert: rote Grüze. (Fehlt nur noch die berühmte „Hamburger Aalsuppe.)

 

Die Zeit eilt, Fritz (hat nichts mit Fischer’s Fritz zu tun) drängt und schon um ein Uhr nachmittags fährt die Hafenbarkasse mit uns los. Vorbei an der Speicherstadt, weiter zur neu im Entstehen begriffenen Stadtteil „Hafen City“. Geplant sind hier zehn neue Quartiere, die bis 2025 die Innenstadt um vierzig Prozent erweitern sollen. Besonders sticht das imposante Gebäude, die hochgelobte Kulturinstanz „Elbphilharmonie“, hervor: geplant von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron. Hier hören wir von einheimischer Stimme auch Unmut und vernehmen, dass dieses Projekt einiges teurer werden soll, als ursprünglich angenommen. Wir erfahren auch, dass der Tidenhub (Abstand zwischen Ebbe und Flut) hier in Hamburg im Durchschnitt 3.5 Meter beträgt und das in einer Distanz zum Meer, der Nordsee bei Cuxhafen, von über 80 Kilometern! Weiter geht die Fahrt, sogar eine Schleuse wird benutzt, vorbei an Containerfrachtern, zwei riesigen Passagierschiffen der AIDA-Linie durch den Hafen, das Tor zur grossen weiten Welt.

 

Erwähnenswertes über den Elbtunnel mit Eingang bei den Landungsstegen (einige Gewerbler ohne Platzangstgefühle haben ihn besucht):
Der 1911 eröffnete St. Pauli-Elbtunnel unterquert die Norderelbe in 24 Metern Tiefe auf einer Länge von 426,5 Metern. Er führt hinüber zur Elbinsel Steinwerder. Er wird als öffentlicher Verkehrsweg sowohl von Fußgängern und Radfahrern sowie eingeschränkt von Kraftfahrzeugen genutzt. Er galt bei seiner Eröffnung als technische Sensation, steht seit 2003 unter Denkmalschutz und wurde mit dem Titel Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet.

 

Ein weiteres gut sichtbares Wahrzeichen sehen wir vom Schiff aus: die Barockkirche St. Michaelis, kurz „der Michel“. Mit Aussicht, Weitsicht vom 132 Meter hohen Turm.

 

Weiter geht die Reise. Die Besichtigungstour wird nun wieder mit unserer bekannten Reiseleiterin per Bus fortgesetzt. Hier erfahren wir auch, dass das weltberühmte Beatles-Museum geschlossen wurde, welch kultureller Verlust!

 

An der Aussenalster machen wir Rast, Raucherpause. Hier noch ein paar Worte über dieses Gewässer: "Einen Ausflug an den See planen" – über einen solchen Satz kann manch' Hamburger nur schmunzeln. Denn im Zentrum der Hansestadt liegen Binnen- und Außenalster. Wozu also das Weite suchen? Das neben der Elbe prägendste Gewässer Hamburgs besteht gleich aus mehreren Abschnitten. Mit einer stattlichen Größe von 164 Hektar ist die Außenalster an allen Ufern ein beliebter Anlaufpunkt. Bei Joggern sind die Wege entlang des Gewässers "angesagt" und kleine Segelschiffe sowie Barkassen drehen ihre Runde auf dem See. Der Alsterpark und etliche Grünflächen mit schattenspendenden Bäumen lassen einen mit Blick auf den See den teils hektischen großstädtischen Alltagstrubel im Nu vergessen. In kalten Wintern friert die Außenalster zuweilen zu und tausende Hamburger schlendern über die Eisschicht, Kinder sind auf Schlittschuhen unterwegs und selbst Erwachsene nehmen Anlauf und rutschen vergnügt über die Eisfläche. Am südlichen Ende wird der Wasserverlauf schmaler. Die Kennedy- und Lombardsbrücke trennen die Außen- von der viel kleineren Binnenalster. Wem also der Weg um die Außenalster trotz aller Verlockungen zu mühselig erscheint, der zieht die kleine Runde vor. Das Becken der Binnenalster samt einer 35 Meter hohen Fontäne ist an drei Seiten umbaut.

 

Die beeindruckende Gebäude-Silhouette bietet gerade in den Abendstunden dank im Wasser spiegelnder Stadtlichter einen einmaligen Anblick. Auch einige der renommiertesten Hotels der Hansestadt - wie das "Hotel Atlantic" oder das "Fairmont Hotel Vier Jahreszeiten" - finden sich rund um die Alster.

 

Die City mit den Shoppingmöglichkeiten wird uns näher gebracht, erwähnenswert das „Karo“ – Karolinenviertel und die Mönckebergstrasse. Auch beeindruckend in Grösse und Architektur ist das Hamburger Rathaus. Es ist nicht nur der Sitz von Senat und Bürgerschaft, sondern auch eines der schönsten und imposantesten Gebäude der Hansestadt. Das Hamburger Rathaus mutet dabei fast wie ein Schloss an und vereint verschiedene Baustile. Vor gut hundert Jahren haben sich gleich sieben Architekten ausgetobt und das Ergebnis unweit der Binnenalster kann sich sehen lassen: Mit Gotik-, Barock- sowie Renaissance-Elementen ist besonders der Rathausturm ein Blickfang. Auch im Inneren des Gebäudes gibt es viel zu entdecken. Die Diele, die durch den Haupteingang erreicht wird, wartet mit großen Säulen auf und ist für alle Bürger und Besucher der Hansestadt zugänglich.

 

Vorbei an der historischen Speicherstadt liegt das Miniatur Wunderland: auf 1300 Quadratmeter Fläche befinden sich 930 Züge auf 13‘000 Metern (!) Geleise. Neben Deutschland wurden auch die Schweizer Kantone Tessin, Wallis und Graubünden detailgetreu nachgebildet. Auch ein Verkehrsflughafen mit über vierzig Flugzeugen, alles in Bewegung, kann bestaunt werden. Ein lohnenswerter Besuch, bitte vor reservieren. Darunter befindet sich noch „Hamburg Dungeon“ der Gruselkeller für den besonderen Kick.

 

Der Samstag Abend steht zur freien Verfügung. Unsereins, eine gemütliche Belegschaft in Begleitung unseres Reiseführers Fritz Bachmann, wählt das Restaurant „Cölln’s Austernstuben“ aus; schon frühzeitig haben wir vorausgebucht. Im edlen Ambiete, ein Stück hanseatischer Geschichte, wo einst Bismarck speiste, finden wir in einem exklusiven Salon Platz. Seit über 175 Jahren geht es im „Cölln's“ um Fische, Hamburger Spezialitäten, Meeresfrüchte und Gastkultur von höchstem Rang. Heute ist es für den Gast dazu noch eine hanseatische Zeitreise. Seit Ende 2007 ist die Vergangenheit wieder präsent: Schank- und Eingangsbereich sind im reinsten Jugendstil der Jahrhundertwende gestaltet. Die historischen Wandfliesen sind fehlerlos erhalten. Gegenüber dem Eingang macht ein großes Kachelbild mit Segelschiff, Austern und Netzen Appetit auf Meeresfrüchte. Das Bild zählt zum Besten, was die Fabrik Villeroy & Boch in der Gründerzeit herstellte. Wir entscheiden uns für das angebotene Menu im traditionellen Stil, Preis gut und kulinarisch einwandfrei.

 

Zum Ausklang schlendern wir noch am nahen Rathaus vorbei. Gerade wird „open air“ und „Eintritt frei“ ein Film auf der Grossleinwand präsentiert. Weiter hinten an der Binnenalster liegen historische Segler. Hier werden traditionelle Gerichte angeboten, allerlei Getränkespezialitäten und auf einem Elbsegler wird – ja was wohl? „sailor songs and shanties“ vorgetragen, mit Schifferklavier als Begleitung: „rolling home, la paloma, my bonnie is over the ocean…“ Beim „Friesenkeller“ (man muss einmal dort gespeist haben – wir haben!) am Junfernstieg, treffen wir noch einige nachtaktive Gewerbler, darunter der ortskundige Edi Schenk. Alle warten auf das angekündigte Feuerwerk. Viel Trubel, viel Volk, viele Verpflegungsstände: Hamburg lebt, Hamburg bebt.

 

Habt Ihr schon einmal einen „Pharisäer“ getrunken? Der Pharisäer besteht aus einer grossen Tasse heissen, süssen, schwarzen Kaffees und einem kräftigen Schuss Rum, das Ganze deckt man mit einer Sahnehaube ab.

 

… und später dann: „auf der Reeperbahn, nachts um halb eins…“ Wir erfahren gerade, dass die heimische Fussballtruppe mit dem Totenkopfsignet am Millerntor gewonnen hat, Partytime in St. Pauli. Ein kleiner Drink beim Spielbudenplatz, nahe der berüchtigten Davidswache liegt noch drin.

 

Sonntag – eigentlich vor dem offiziellen Frühstück: der Fischmarkt. Gerade mal zehn Gehminuten vom Hotel entfernt. Beginn ist fünf Uhr morgens. Eine Freinacht wäre wohl vor dem Besuch angesagt, doch hat keiner unserer Gesellschaft reagiert. Der sonntägliche Fischmarkt ist ein Muss. Es riecht nach Salz und frischem Fisch, Blumen, Früchten, Gemüse. Dazu wird viel Krimskrams verkauft, lauthals angeboten, Feilschen und Mitsteigern erlaubt, doch Achtung, die Verkäufer verfügen über ein geöltes Mundwerk! “Willkommen bei Aale Dieter!“ Ruft noch einer:“Boah, schau mal die schööönen Körbe und sooo billig, nur zehn Euro!”) In der lebendigen Auktionshalle tanzt man auch gerne zu Live-Musik, Kost und Getränk wird reichlich angeboten. Manch Hochzeitsgesellschaft samt Braut und Bräutigam findet hier den letzten Bestimmungsort ihrer Feier und tanzt ausgelassen zu rockigen oder jazzigen Klängen. Auch Kiez-Gänger pilgern in Scharen an die Elbe – und finden in der Auktionshalle ihre letzte "Party-Location".

 

Der Grossteil von uns geniesst das Frühstück im Hotel. Pläne werden geschmiedet und Gruppen gebildet; der Tag ist auch noch zur freien Verfügung.

 

Mehrere Gewerbler, unabhängig voneinander, treffen sich bei schönstem Wetter („oh, hätti doch nu d’Sunnebrülle mit gno!“) weiter die Elbe hinunter in Wedel im „Willkomm Höft“. Das „Schulauer Fährhaus“ www.schulauer-faehrhaus.de liegt direkt an der Elbe, mit eigenem Landungssteg. Das Lokal wurde komplett renoviert und verfügt über freie und gedeckte Terrassen mit mehreren hundert Sitzplätzen. Typisches wird angeboten, wir entscheiden uns für die auch wirklich frische Scholle nach Finkenwerder Art (in Butter gebraten, mit Speck, dazu Petersilienkartoffeln und Gurkensalat).

Das wirklich Faszinierende hier ist die Schiffsbegrüssung: täglich wird in der Zeit von 10 bis 18 Uhr jedes vorbeifahrende Schiff über 1.000 Bruttoregistertonnen vom im Lokal anwesenden Kapitän gegrüßt. Mit passender Landeshymne, der Flagge entsprechend.

 

Auf www.youtube.com findet man einen Clip über die „Queen Mary II beim Willkomm Höft“ – beeindruckend, ja von der Grösse her erdrückend).

 

Zurück geht’s wieder die Elbe hinauf, vorbei an der grossen Fertigungshalle von „Airbus“, sowie einigen immensen Trockendocks. Wir legen direkt unterhalb vom Hotel Hamburg wieder an, an bester und zentralster Lage.

 

Sonntag Abend: gemeinsames Nachtessen im „Rialto“. Tatsächlich befindet sich neben dem Lokal eine Brücke, die ein wenig Venedig und das Original erahnen lässt. Die alten Bleiglasscheiben durchfluten den gemütlichen Gastraum an der Herrengrabenfleet, einst eine vielbefahrene Wasserstrasse zwischen Alster und Elbe. „Die Fleetinsel ist der niveauvolle Ort der Ruhe in Hamburgs City. Am Ende vom Neuen Wall, direkt hinterm Rathaus, zwischen zwei Wasserstrassen gelegen, befindet sich das Restaurant Rialto im Neidlingerhaus. Einem 1885/86 erbauten Repräsentationshaus im Neorenaissancestil. Der Restaurantbereich liegt im dahintergelegenen Speicherhaus, dem zweitältesten der Stadt.“ Wir tafeln à la carte, trinken, diskutieren über bereits Erlebtes in der Hansestadt und geniessen die Ambiance.

 

Der Abend ist mild und so flanieren wir gemeinsam Richtung „Reeperbahn“ wo nicht nur Matrosen eine Heimat haben. Vorbei am „WOS“ „world of sex“ und vielen anderen Etablissements verteilt sich unsere lustige Reisegruppe. Mancher begibt sich schon früh und direkt ins nahe Hotel.

 

Eine kleine Gruppe mit sämtlichen Vertretern des GVRU-Vorstands sucht das Abenteuer und wird im „Anker“ fündig. Ecke Davidstrasse/Herbertstrasse gelegen. Gerade tönt aus der alten Jukebox, Modell Wurlitzer: „ein knall rotes Gummiboot….“ Junge, wir sind angekommen! Ja, eine Bar, kleine Kneipe, wie sie nur noch selten zu finden ist. Leicht schmuddelig, rauchig, laut… Die Dame hinter der Theke heisst Rita. Ihre kantigen Gesichtszüge könnten männlicher nicht sein und auch die harte Aussprache. Doch schon die zweite Runde Bier mit Korn bringt Klarheit, sie ist heimisch, weiblich und quasi von der Bordkante. Zur Versöhnung kriegt sie eine frische Rose von uns geschenkt, jetzt sind wir schon Stammgäste!
Ja, und irgendwann singt noch einer, nicht irgendeiner, sondern der eine, Freddy Quinn: „Junge, komm bald wieder…“- der Junge von St. Pauli, er hat die Welt geseh’n! Aus dem „Anker“-Gästebuch: „Wir wurden sehr herzlich empfangen und haben nach ein paar Bieren so ungefähr mit 200 Jahren Zuchthaus Freundschaft geschlossen. Unvergessliches Wochenende auf der Reeperbahn!“

 

Am Montag spult jeder von unseren Mitgliedern noch sein Programm ab. Natürlich ist Shopping angesagt. Die Idee unserer Reiseleiterin im Bus, dass man in der Speicherstadt günstig Orientteppiche kaufen kann, hat verständlicherweise niemand wahrgenommen.

 

Heimflug und nur die Erinnerung an eine Weltstadt bleibt. Man könnte noch sehr viel darüber schreiben …

 

Fredy Keller

 

Anmerkung:
Es besteht immer die Möglichkeit, die angebotene GVRU-Reise zu verlängern. Ein Paar ist nach Dresden weiter gereist, zwei besonders Kundige (der Edi natürlich mit seiner Elsbeth!) haben einen Kultur-Trip nach Schwerin geplant und unter anderem das berühmte Schloss auf der Insel besucht. Der Verfasser mit seiner Hilde hat sich für einen längeren Aufenthalt in der Stadt Hamburg entschieden, wobei auch ein lohnenswerter Ausflug an den knapp eine Fahrtstunde entfernten Timmendorfer Strand an der Ostseeküste zeitlich möglich war. Der Norden Deutschlands hat offensichtlich noch einiges zu bieten.

 

Quellenangaben: unter www.hamburg.de finden sich wertvolle Informationen, die hier teilweise übernommen und zitiert wurden.

 

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einmal mehr unserem Reiseveranstalter, Fritz Bachmann, danken: alles hat hervorragend geklappt und wir sind reich an Erfahrungen aus einer Weltstadt zurückgekehrt.